KiKo des Landtags: Regionalbesuch im Landkreis Ebersberg

  • Donnerstag, 30 März 2017 15:16
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Foto/Text: (c) Bayerischer Landtag/MdL Huber Foto/Text: (c) Bayerischer Landtag/MdL Huber Die Mitglieder der Kinderkommission auf dem Dach des Rathauses von Poing. Links: MdL Thomas Huber
Bei ihrem vierten Regionalbesuch fuhr die Kinderkommission (KiKo) des Landtags in den oberbayerischen Landkreis Ebersberg, östlich von München. Im Stimmkreis von Thomas Huber (CSU) besuchte die Kommission eine Schule sowie Kinder- und Jugendeinrichtungen. Im Austausch mit Verantwortlichen und Kommunalpolitikern wollten die Abgeordneten erfahren, wo die Arbeit gut läuft und wo es Verbesserungsbedarf gibt. 

Erstmals konnten sich die Mitglieder der KiKo, neben der Vorsitzenden Tanja Schorer-Dremel (CSU) auch die Abgeordneten Doris Rauscher (SPD), Gabi Schmidt (FREIE WÄHLER) und Gisela Sengl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN), über einen weiteren Kollegen freuen, der sie begleitete: Auf Einladung der KiKo-Vorsitzenden war während des gesamten Regionalbesuchs der Landtagsabgeordnete Thomas Huber (CSU) in seinem Stimmkreis Ebersberg mit dabei.

Zunächst ging es in den hügeligen Südosten des Landkreises Ebersberg nach Steinhöring. Dort, wo vor mehr als 80 Jahren die Nationalsozialisten ein Lebensbornheim errichtet hatten, kümmert sich nun der Einrichtungsverbund Steinhöring um inklusives Leben und Lernen.

Die dortige Leiterin Gertrud Hanslmeier erklärte das inklusive und integrative Konzept der Institution. Im Mittelpunkt stehen gemeinsame Angebote für Kinder mit und ohne sonderpädagogischen Förderbedarf, ganz gleich ob in der Korbinian-Schule oder im Montessori-Kindergarten, liebevoll MoKi abgekürzt. Dabei geht es um bedarfsgerechte Konzepte. „Die zentrale Frage ist bei uns: Welches Angebot ist für die Kinder das Richtige?“, brachte Hanslmeier das Anliegen des Verbundes auf den Punkt.

Für Kinder im vorschulischen Bereich gibt es zahlreiche Möglichkeiten einzeln, exklusiv oder inklusiv gefördert zu werden, um die besonderen Bedürfnisse der Kinder zu bedienen. In der heilpädagogischen Einrichtung werden beispielsweise acht Kinder von zwei Fachkräften betreut. Die so genannte „Piazza“ bietet einen gemeinsamen Raum, in dem inklusives Arbeiten von Behinderten und Nicht-Behinderten möglich ist. Schulleiter Markus Schmidt erläuterte zudem das Konzept der Partnerklassen mit anderen Schulen, wonach mit den Schülern von zwei Grundschulen und den Gymnasien in Kirchseeon und Grafing in unterschiedlichen Formen wie beispielsweise bei Sportfesten zusammengearbeitet wird. Bestandteil der Inklusion sei aber zugleich die Exklusion, erklärte Schmidt, nämlich mit einem eigenen Raum in den betreffenden Schulen, der als Rückzugs- und Schutzraum dient.

Auf besonderes Interesse bei der Kiko stieß der Bereich der „unterstützten Kommunikation“, also Hilfe für Kinder, die Schwierigkeiten beim Sprechen, Schreiben und Verstehen haben. „Wir bemühen uns mit körpereigenen oder symbolunterstützten Symbolen um eine gemeinsame Sprache, die wir auch den Eltern nahelegen“, erklärte Schulleiter Schmidt.

Als dringenden Wunsch an die Politik äußerten die Steinhöringer Mitarbeiter eine bessere finanzielle Unterstützung für Frühförderstellen, die die Träger aktuell etliche Tausend Euro pro Jahr und Stelle kosten und die sie nicht ersetzt bekommen. Diskutiert wurde zudem die Frage, wie Schulbegleiter geschult und effektiv eingesetzt werden können, ohne zur Exklusion der entsprechenden Schüler zu führen. Ferner – so die Kritik – erhielten Pflegefamilien, die ein Kind mit Handicap aufnehmen, zu wenig Hilfe und würden häufig mit den Problemen allein gelassen.
 

Familienpatenschaften – ein Leuchtturmprojekt beim Kinderschutzbund Ebersberg


Über den Umzug in ein neues, ansprechendes und helles Gebäude des früheren Gesundheitsamtes freut sich der 1994 gegründete Kinderschutzbund Ebersberg, die nächste Station der KiKo, noch immer. Der stellvertretende Vorsitzende Bernd Zitterbart stellte nicht nur das breite Spektrum der Angebote des Kinderschutzbundes vor, vom Besuchscafé für getrennt lebende Eltern, über Schwimmkurs-Gutscheine, Unterstützung für sozial Schwächere zum Schulbeginn oder ein alljährliches Erholungswochenende für alleinerziehende Mütter und Väter. Zitterbart wies zugleich auf das Problem hin, dass für diese Aufgaben nur sehr wenige Männer zu finden seien, die sich zur Verfügung stellen: „Ich muss froh sein, überhaupt Ehrenamtliche zu bekommen, meist Frauen jenseits der 50.“

Wie Familienpatenschaften funktionieren, ein Leuchtturmprojekt, das der Kinderschutzbund Ebersberg erarbeitet hat, erklärte Mitarbeiterin Carola Dachinger den Abgeordneten. Jährlich kümmern sich rund 50 ehrenamtliche Paten durchschnittlich zwei Stunden pro Woche um Familien, entlasten Eltern und betreuen Kinder sowie Jugendliche. Aufgaben können auch Hilfe bei Behördengängen oder bei Arztbesuchen sein. Angelegt ist eine Patenschaft auf zwei Jahre, nach einem Jahr gibt es eine Zwischenbilanz. „Dabei wird immer wieder deutlich, wie wichtig den Familien ein Verhältnis auf Augenhöhe mit dem Paten ist“, verdeutlichte Dachinger. „Wir achten genau darauf, dass Paten und Familien zusammenpassen.“ Beeindruckt war die KiKo besonders von der Nachhaltigkeit des Projekts, das mittlerweile im Landkreis erfolgreich etabliert ist. In den vergangenen zehn Jahren hat der Kinderschutzbund rund 150 Familienpaten geschult.

Beim anschließenden Mittagessen stärkte sich die KiKo in der Ebersberger Speisekammer, die von den Werkstätten des Einrichtungsverbundes Steinhöring betrieben wird und Menschen mit Behinderung einen interessanten Arbeitsplatz bietet.


Poing – eine der geburtenstärksten Gemeinden Deutschlands


Der Nachmittag gehörte dem Norden des Landkreises. Im Rathaus von Poing, einer der geburtenstärksten Gemeinden Deutschlands, tauschte sich die KiKo mit Bürgermeister Albert Hingerl und mehreren Trägern von Kindertagesstätten aus. Heftige Kritik kam von Bürgermeister Hingerl am Bayerischen Kinderbildungs- und -betreuungsgesetz (BayKiBiG). Er verwies auf einen Rechtsstreit, der sich auf bereits ausbezahlte staatliche Fördermittel für eine Kita bezog, die Anforderungen des BayKiBiG nicht eingehalten hatte und für die die Gemeinde gerade stehen musste. Auch für die Geschäftsführerin der Kita Kinderland Plus, Maria Boge-Diecker, hat sich das BayKiBiG, vom ehemals schlanken Modell zu einem „Monstrum“ entwickelt. Übereinstimmend monierten die Kitaträger eine zunehmende Bürokratisierung, die insbesondere kleinere Träger überfordere, deren Vorstand ehrenamtlich und ohne juristisches Wissen arbeitet wie beispielsweise die Elterninitiative Poinger Wurzelkinder.  
 
Die KiKo und MdL Huber fragten konkret nach Bedarfsdeckung und Fachkräftemangel. Dabei kristallisierte sich heraus, dass Poing mit einer fast hundertprozentigen Bedarfsdeckung hervorragend da steht. Für die Kitaträger ist allerdings nicht nur der Fachkräftemangel ein Problem, sondern ganz konkret die Anerkennung von Abschlüssen der Fachkräfte, auch aus dem Ausland. Ein weiteres Problem sahen die Vertreterinnen der Kitaträger im unterschiedlichen Handling der Landratsämter und wünschten sich eine Vereinheitlichung der Entscheidungen. Von den Abgeordneten der KiKo kamen daraufhin zahlreiche Tipps und Hinweise, wo sich die Träger Hilfe holen können. Gleichzeitig versicherte die Kiko-Vorsitzende Schorer-Dremel, dass die Hinweise und Anregungen mit dem Sozialministerium abgeklärt und in den Landtag nach München mitgenommen werden.
 
Letzte Station des Regionalbesuchs war das Café Familia in Markt Schwaben. Thema dort: der Austausch zu Lebenswirklichkeiten von Familien und ihren Kindern im Speckgürtel München-Ost. Wobei Bürgermeister Georg Hohmann sofort einschränkte, der Begriff Speckgürtel führe auf den falschen Weg. Die Gemeinde Markt Schwaben mit ihren 14.000 Einwohnern zähle zu den einkommensschwächeren Teilen des Landkreises. Die steigenden Immobilienpreise führten zugleich zu einem Verdrängungswettbewerb, so dass innerhalb von acht Jahren die Bevölkerung einmal komplett ausgetauscht sei.
 
Vor diesem Hintergrund ist es umso einleuchtender, dass Hohmann als Alternativangebot zu Vereinen projektorientierte Aktivkreise ins Leben gerufen hat, deren jüngstes Projekt das Café Familia ist. Zweimal wöchentlich verwandelt sich das Jugendzentrum „Blues“ in ein Café, in dem sich alteingesessene und zugezogene Familien treffen, deren Kinder dort ungestört toben können. Schwierig ist laut Pädagogin Lidija Stuhrmann allerdings die weitere Finanzierung des Angebots. Hier fühlen sich die Ehrenamtlichen allein gelassen, während nach Hohmanns Worten die Gemeinde zugleich mit einem schwächer werdenden Gewerbesteueraufkommen zu kämpfen hat.
 
Den engagierten Einsatz vieler Menschen verdeutlicht das Beispiel des Familienpaten Heinz Brandl, der der KiKo von seinen mehr als zweijährigen Erfahrungen im Ehrenamt berichtete. Brandl sieht seine Aufgabe als Familienpate auch darin, den Familien einen Anker zu bieten und ihnen dabei zu helfen, die verbreitete Angst vor Behörden zu überwinden.
 
Für die KiKo samt Begleiter Huber reichlich Anregungen, die sich mit Fokus auf Kinder und Jugendliche sowie ihre Familien ergeben. Weitere Regionalbesuche sollen folgen.


 
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